Berlin (ots) –
Statt wie derzeit vor allem Ausstiegsdebatten im Energiesektor zu führen, ist es dringend erforderlich, in neue Technologien einzusteigen, sollen die Pariser Klimaziele in Deutschland erreicht werden. So werde etwa der Bedarf an grünem Wasserstoff nach wie vor deutlich unterschätzt, kritisierte Prof. Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer des en2x – Wirtschaftsverbands Fuels und Energie.
„Trotz zu erwartender Effizienzsteigerungen und zunehmender Elektrifizierung, etwa im Pkw-Bereich, ist auch langfristig ein großer Bedarf an Wasserstoff und Kohlenwasserstoffen absehbar“, sagte Küchen auf dem Kongress „Energie Cross Medial“ in Berlin vor zahleichen Teilnehmern aus Bundesregierung, Bundestag, Energieunternehmen und -verbänden.
So machten etwa Vorprodukte für die chemische Industrie mit 23 Prozent fast ein Viertel der bisherigen Mineralölproduktion aus, Luftverkehr und Schifffahrt stehen für weitere zehn Prozent (siehe Grafik). Küchen: „Hier werden zwingend grüne Moleküle gebraucht.“ Das gelte aber teilweise ebenso für den Straßenverkehr und den Wärmebereich, die auch bei erheblichem Ökostrom-Ausbau voraussichtlich nicht vollständig elektrifiziert werden könnten.
Erhebliche Wasserstoff-Importe notwendig
Das wiederum bedeute, dass erneuerbare Energien in erheblichem Maß importiert werden müssten. „Gerade CO2-neutralen Wasserstoff und daraus hergestellte Folgeprodukte wie Ammoniak oder Methanol werden wir künftig aus anderen Ländern beziehen müssen, da erneuerbarer Strom in Deutschland auf absehbare Zeit ein knappes Gut bleiben wird“, so Küchen. „Die Politik muss das berücksichtigen und entsprechende Importstrategien weiterentwickeln.“
Dies erfordere auch, bestehende politische Prioritäten zu überdenken, sagte Küchen weiter. „Wir haben nur ein Energiesystem – Sektorziele im Klimaschutzgesetz sind daher nicht sinnvoll.“ Die Transformation des Energiesystems müsse gemeinsam mit der Transformation der Industrie gedacht und umgesetzt werden, um dem Klimaschutz zum Erfolg zu führen und gleichzeitig Deutschland als attraktiven Wirtschaftsstandort zu erhalten. „Für den Hochlauf klimaschonender Technologien und Importstrategien sollte der Staat sich auf Zielsetzungen und verlässliche, stabile Rahmenbedingungen fokussieren und zusammen mit der Wirtschaft vor allem für neue Infrastrukturen sorgen“, forderte Küchen.
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