Zug (ots) –
Deutschland besetzt eine Spitzenposition – leider nur, wenn es um die Besteuerung von Singles geht. In keinem anderen der 36 untersuchten Länder zahlen die unverheirateten Einwohner mehr Abgaben. Dabei gehörte im Jahr 2020 fast jeder zweite Deutsche zu den Alleinstehenden, denen der Fiskus tief in die Tasche greift.
Ein Durchschnittsverdiener in Deutschland zahlt hierzulande etwa 49,4 Prozent an Steuern und Abgaben. Der Schnitt aller betrachteten OECD-Staaten liegt bei 36 Prozent – das entspricht in etwa der Belastung in den Niederlanden oder Polen. Besonders wenig müssen die Singles in der Schweiz und Neuseeland berappen, hier sind es nur 22,3 beziehungsweise 18,8 Prozent Abgaben. Ebenfalls hohe Belastungen müssen Alleinstehende in Italien (48 Prozent) und Österreich (47,9 Prozent) hinnehmen. Das ergibt das „Schwarzbuch Steuer(un)gerechtigkeit“ der Schippke Wirtschaftsberatung, für die Studien und Analysen von Ministerien, Verwaltungen und Forschungsinstituten ausgewertet werden; hier unter anderem die Studie „Taxing Wages“ der Industrieländerorganisation OECD.
Dabei geht es vor allem um die Definition von „Single“, denn als solche gelten auch Menschen mit einem langjährigen Partner, mit dem sie allerdings nicht verheiratet sind. In Deutschland werden Verheiratete durch das Ehegattensplitting steuerlich bessergestellt. Kommen Kinder hinzu, erhöht sich der Grundfreibetrag. Vergleicht man in den OECD-Staaten die Steuer für Familien, hat Deutschland keinen Spitzenplatz mehr, sondern rangiert mit 34,3 Prozent nur knapp über dem Durchschnitt (26,4 Prozent). Frankreich, die Türkei, Griechenland und Italien haben höhere Abgaben.
Sollte es etwa zu einer Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Grünen kommen, wird das Ehegattensplitting vermutlich auf den Prüfstand gestellt. Die SPD möchte in ihrem Wahlprogramm das Splitting für neu geschlossene Ehen ändern, eine Kindergrundsicherung einführen und ein Wahlrecht für bestehende Ehen ermöglichen. Auch die Grünen wollen eine Kindergrundsicherung für Familien. Für neu geschlossene Ehen wollen sie eine individuelle Besteuerung mit übertragbarem Grundfreibetrag einführen und die Lohnsteuerklasse V für Zweitverdiener abschaffen. Das kommt ebenfalls einer Abschaffung des Ehegattensplittings gleich. Die FDP will das Ehegattensplitting nicht abschaffen, es aber modernisieren.
Die Zahlen in der Infografik stammen aus dem neuen „Schwarzbuch Steuer(un)gerechtigkeit“ der Schippke Wirtschaftsberatung. Darin werden Statistiken renommierter Institute, Behörden und Experten gesammelt, die einen kritischen Blick auf das deutsche Steuersystem werfen.
Pressekontakt:
Jörg Forthmann
Faktenkontor GmbH
[email protected]
Telefon: +49 (0) 40 253 185 – 111
Original-Content von: Schippke Wirtschaftsberatung AG, übermittelt durch news aktuell
Quelle: ots