DAX-40-Aufsteiger verringern Frauenquote in Vorständen und Aufsichtsräten – Arbeitnehmer-Mitbestimmung sinkt auf Tiefststand

München (ots) – – Frauenanteil in DAX-40-Vorständen fällt nach Erweiterung von 19% auf 17,6%

– 5 der 10 Aufsteiger haben keine Frau im Vorstand

– 30% der DAX-40-Aufsichtsräte jetzt ohne paritätische Mitbestimmung

– Aufsteiger sorgen für Schub bei Internationalisierung

– Maximalvergütung der Vorstände steigt

Die größte Veränderung in der 33-jährigen Geschichte des deutschen Leitindex DAX ist vollzogen: Deutschlands wichtigster Börsenindex wurde von 30 auf 40 Unternehmen erweitert. Damit ändert sich auch die personelle Zusammensetzung der DAX-Vorstände und Aufsichtsräte – mit weitreichenden Folgen: Die Erweiterung um zehn Unternehmen lässt den durchschnittlichen Frauenanteil in den Vorständen von 19% auf jetzt 17,6% sinken, da die Hälfte der neu aufgenommen Unternehmen keine Frau im Vorstand hat. Der Anteil der DAX-Vorstände ohne Frauen erhöht sich von 13% auf 23%. Auch in den Aufsichtsräten geht die Frauenquote erstmals seit mehr als zehn Jahren wieder zurück, bei den Aktionärsvertretern von zuletzt 34% auf jetzt 33%.

Darüber hinaus hat die Erweiterung gravierende Konsequenzen für das Modell der Mitbestimmung. Die Zahl der paritätisch mitbestimmten Unternehmen erreicht einen Tiefststand: 30% der DAX-Unternehmen haben nun keine paritätisch besetzten Aufsichtsräte: zehn Unternehmen haben gar keine Arbeitnehmer mehr im Aufsichtsrat, zwei Unternehmen sind ‚drittelmitbestimmt‘. Damit verdreifacht sich die Zahl der Unternehmen ohne paritätische Mitbestimmung von vier im DAX 30 auf zwölf im DAX 40. 2015 waren noch alle DAX-Unternehmen mitbestimmt. Das geht aus einer Analyse der DAX-40-Aufsichtsräte und -Vorstände durch die Personalberatung Russell Reynolds Associates hervor.

„Die positive Entwicklung der letzten Jahre zu mehr Frauen im Top-Management und in den Aufsichtsräten bekommt durch die Erweiterung einen deutlichen Dämpfer. Der M-Dax, aus dem sich die Aufsteiger rekrutieren, hinkt bei der Beteiligung von Frauen an Top-Positionen schon länger der ersten Liga der Börsenunternehmen hinterher. Es scheint dringend geboten, dass sich die Aufsteiger schnell anpassen, den Anteil an Frauen in Spitzenpositionen ausbauen und so der wichtigen Signalwirkung des DAX gerecht werden. In den Vorstandsorganen der Aufsteiger ist dieser Trend in den letzten neun Monaten mit der Ernennung von vier Frauen bereits erkennbar“, sagt Jens-Thomas Pietralla, Leiter der Europäischen Board Practice von Russell Reynolds Associates.

Während die Diversität in puncto Frauenanteil durch die Erweiterung auf 40 Mitgliedsunternehmen abnimmt, erhöht sie sich in Hinsicht auf die internationalen Führungskräfte: Da der Ausländeranteil bei den Aufsteigern sowohl in den Vorständen als auch in den Aufsichtsräten (jeweils 48%) höher liegt als bei den bisherigen DAX-30-Unternehmen, nimmt der Grad der Internationalisierung zu: 36% der DAX-40-Vorstände kommen nun aus dem Ausland (zuvor 33%), bei den Aufsichtsräten steigt der Anteil der Mitglieder ohne deutschen Pass von 29% auf 33%.

„Auch wenn es am Stichtag der DAX-Erweiterung nicht durchweg gut für die Diversität aussieht, ist die Vergrößerung längerfristig auch in personeller Hinsicht zu begrüssen, denn sie wird für mehr Dynamik bei der Besetzung von Spitzenpositionen sorgen und mehr Durchlässigkeit schaffen; der Pool an Führungskräften mit Erfahrung im Leitindex wird grösser. Da dem DAX beim Thema Diversität eine Leitfunktion für die gesamte Unternehmenslandschaft zukommt, gehen wir davon aus, dass die Erweiterung mittelfristig der Diversität in deutschen Unternehmen zugutekommt“, sagt Dr. Thomas Tomkos , Leiter der deutschen Board Practice von Russell Reynolds Associates.

Konsequenzen hat die Erweiterung auch für die Vergütungen: Da die Aufsteiger ihrem Top-Management im Schnitt höhere Verdienstoptionen bieten als die bisherigen DAX-Mitglieder, steigen die durchschnittlichen maximal möglichen Vergütungen für Vorstände von 6,3 auf 6,5 Millionen Euro; Vorstandsvorsitzende können im Schnitt bis zu 10,6 Millionen Euro im Jahr verdienen. Entgegengesetzt verhält es sich bei den Vergütungen für Aufsichtsräte: Im DAX 40 sinkt die durchschnittliche jährliche Basisvergütung von 109.000 Euro auf 98.000 Euro.

Trotz der Erweiterung um zehn Unternehmen gibt es keine Veränderung bei der Zahl der weiblichen Vorstandsvorsitzenden. Belén Garijo, CEO von Merck, bleibt die einzige Frau an der Spitze eines DAX-Unternehmens. Auch bei den CFOs gibt es keine Änderung, es bleibt bei den bisherigen fünf Finanzchefinnen. Nach wie vor finden sich auch nur wenige Frauen mit direkter Ergebnisverantwortung. Jeder dritten Frau im Vorstand weist der jeweilige Geschäftsverteilungsplan hauptsächlich die HR-Funktion zu.

Größer ist die Veränderung bei den Aufsichtsratsvorsitzen: Bisher gab es nur eine Frau an der Spitze eines Aufsichtsgremiums, nun kommen zwei Frauen hinzu (Doreen Nowotne bei Brenntag und Cristina Stenbeck bei Zalando), so dass jetzt drei der 40 Unternehmen eine Aufsichtsratschefin haben. Allerdings hat sich bei den von Frauen gehaltenen Ausschusssitzen und der Anzahl der weiblichen Ausschussvorsitzenden trotz der Erweiterung um zehn Unternehmen kaum etwas verändert.

Im DAX 40 sinkt das Durchschnittsalter leicht; Vorstände sind durchschnittlich 53,3 Jahre alt und Aufsichtsräte sieben Jahre älter (60,3 Jahre).

Beim internationalen Vergleich der Frauenanteile im Top-Management liegt Deutschland mit 17,6% im unteren Mittelfeld. In den Niederlanden, Frankreich, Dänemark, Schweden, UK und Finnland liegt der Anteil zwischen 20% und 26%, Norwegen kommt sogar auf 30%.

Studie herunterladen (https://www.dropbox.com/s/ymwlpt1r8oovp95/Russell%20Reynolds%20Studie%20DAX40%20-%20Auswirkungen%20auf%20Vorst%C3%A4nde%20und%20Aufsichtsr%C3%A4te%206%20September%202021.pdf?dl=0)

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Quelle: ots

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