Berlin (ots) –
Das Streben nach Souveränität in zentralen volkswirtschaftlichen Belangen hat nicht nur für die einzelnen Nationen der Europäischen Union (EU) einen immer höheren Stellenwert eingenommen, sondern ist für die EU als Ganzes besonders wichtig geworden. Davon bleibt gerade die Welt des Bezahlens nicht unberührt. Die Dringlichkeit nach innovativen Lösungen aus der Wirtschaft – sowohl national als auch paneuropäisch – ist damit allgegenwärtig. Mit den geplanten Innovationen für die girocard, dem digitalen Wallet der European Payment Initiative (EPI) und der Einführung des digitalen Euros befindet sich die Bezahlwelt von morgen vor einem Umbruch. Stehen die genannten Systeme in Konkurrenz zueinander oder sind sie Verbündete beim Streben nach Souveränität im europäischen Zahlungsverkehrsmarkt? Darüber wurde im Rahmen des Parlamentarischen Abends der Initiative Deutsche Zahlungssysteme gestern in Berlin diskutiert.
Bezahlen über nationale Grenzen hinweg und in digitalen Sphären wird in Europa derzeit stark von nicht-europäischen Anbietern dominiert. Europäische Bezahlverfahren stehen nun vor der Herausforderung, dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Wirtschaftsraums auch beim Bezahlen zu sichern. Dies wirft die Frage auf, wie der Weg zu mehr Souveränität im europäischen Zahlungsverkehr vor diesem Hintergrund aussehen kann. Hat ein nationales kartenbasiertes Zahlverfahren auch in Zukunft noch seine Daseinsberechtigung? Weshalb ist der Aufbau eines europäischen digitalen Bezahlsystems für ein souveränes Europa von Relevanz? Und wie kann mit dem gemeinsamen Ziel von Souveränität und Resilienz ein gutes Zusammenspiel aussehen? Gemeinsam mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wurde auf dem 17. Parlamentarischen Abend der Initiative über diese Fragen diskutiert. Eröffnet wurde der Abend durch ein politisches Grußwort von Alois Rainer, Mitglied der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag und Vorsitzender des Finanzausschusses.
Resilienz im Zahlungsverkehr durch starke nationale Bezahlverfahren
„Die Souveränität des Zahlungsverkehrs von morgen hängt vom heutigen Investment in Innovationen ab. Unser nationales Bezahlverfahren in Deutschland muss mit seinen Anwendungen so aufgestellt sein, dass das Zurückgreifen auf internationale Systeme für Verbraucherinnen und Verbraucher nur in Ausnahmefällen notwendig wird. Das sollte nicht nur für Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, sondern in ganz Europa gelten.“, erklärt Iris Bethge-Krauß, Hauptgeschäftsführerin und geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB), in ihrer Keynote. Damit wird deutlich: Souveränes Handeln kann nur gewährleistet werden, wenn bestehende Systeme und Infrastrukturen in Europa die stabile Basis bilden und darüber hinaus ihr Innovationspotential ausgeschöpft wird.
Mit den von der Deutschen Kreditwirtschaft angekündigten Weiterentwicklungen des girocard-Systems macht Deutschlands stärkstes kartenbasiertes Bezahlverfahren einen wichtigen Schritt in diese Richtung. Oliver Hommel, Geschäftsführer der EURO Kartensysteme macht dabei deutlich, warum die Innovationsoffensive der girocard genau zur richtigen Zeit kommt: „Die Welt des Bezahlens wird bunter und Konsument:innen können in Zukunft aus unterschiedlichsten Angeboten wählen. Befragt man Verbraucher:innen hierzu, zeigt sich, dass auch in Zukunft Kartenzahlungen – ob mit Plastikkarte oder digitaler Karte in Smartphone oder Smartwatch – noch lange eine dominierende Rolle spielen werden. Daher ist es sinnvoll, ein weit verbreitetes und beliebtes Zahlverfahren wie die girocard für neue Bezahlsituationen fit zu machen. Mit diesen Innovationen wird der Bezahlprozess in Zukunft noch komfortabler und zugleich sicher abgewickelt werden können. Und zwar mit dem System, welches für Verbraucher:innen und den Handel gleichermaßen Vorteile bringt.“
Beliebteste Bankkarte Deutschlands trifft auf europäisches Wallet
Doch wie sieht es über die nationalen Landesgrenzen hinaus auf europäischer Ebene aus? Die European Payment Initiative will mit einer digitalen Wallet-Lösung, welche auch Instant Payments umfasst, als Konsortium von europäischen Banken, Sparkassen und Finanzinstituten, der Marktmacht US-amerikanischer Anbieter entgegentreten. Verbraucher:innen in Europa sollen mit der Wallet-Lösung für den Einsatz bei Echtzeitzahlungen untereinander sowie auch bei allen handelsbezogenen Zahlungen über ein europäisches System bedient werden können. Weshalb dies wichtig ist, erklärt Martina Weimert, Geschäftsführerin der EPI Company: „Verbraucher:innen gewinnen somit Wahlfreiheit. Sie können selbst wählen, ob sie mit einem innovativen System bezahlen, welches besonders hohen Sicherheits- und Datenschutzstandards unterliegt oder den Umweg über einen amerikanischen oder chinesischen Dienstleister gehen und sich damit in eine Blackbox begeben, insbesondere was den Datenschutz angeht. Das ist jetzt, da Authentifizierungs- und Bezahlprozesse immer weiter miteinander verschmelzen, noch kritischer.“ EPI bietet in Zukunft auch die Möglichkeit, sichere nationale Kartensysteme, wie die girocard, mit einer digitalen Wallet-Lösung zu bereichern und eröffnet Verbraucher:innen damit mehr Einsatzmöglichkeiten – in Deutschland und Europa.
Digitaler Euro als entscheidendes Spannungsfeld
Mit girocard und EPI verfolgen die deutschen Banken und Sparkassen eine klare und aufeinander abgestimmte Strategie für mehr Souveränität und Resilienz im europäischen Zahlungsverkehr. Ziele, die auch die Europäische Zentralbank mit der geplanten Einführung des digitalen Euros verfolgt. Die anwesenden Redner:innen sind sich hier bei einer Sache einig: Es ist wichtig, dass sich der digitale Euro in die bestehende Bezahllandschaft sinnvoll einfügt. Bei der Ausgestaltung des digitalen Euro muss daher darauf geachtet werden, welche Marktwirkung dieser entfaltet und wie er dazu beitragen kann, die bestehenden Ansätze zu unterstützen und zu ergänzen. Hier braucht es von Beginn an sinnvolle politische Regulierungen und faire Konditionen. Ein souveräner und resilienter europäischer Zahlungsverkehr wird nur aus einer Kombination von bestehenden und neuen Bezahlsystemen heraus erwachsen können.
Souveränität für Europas Bezahllandschaft als Synergien-Modell
Die Diskussionen des Abends haben gezeigt, dass die girocard, EPI und der digitale Euro alle ein gemeinsames Ziel haben: mehr Unabhängigkeit gegenüber internationalen Akteuren und eine gestärkte eigene Innovationskraft im europäischen Zahlungsverkehrsmarkt herzustellen. Jedes der Systeme hat seine Daseinsberechtigung und trägt dazu bei, die Wahlfreiheit für Europas Verbraucher:innen zu gewährleisten. Der Weg zu einem souveräneren Zahlungsverkehr in Deutschland und Europa kann demnach nur als synergetisches Modell funktionieren.
Zur Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V.
Die Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V. mit Sitz in Berlin versteht sich als Netzwerk für Unternehmen und Institutionen, die die bargeldlosen Bezahlverfahren der Deutschen Kreditwirtschaft, insbesondere die girocard, akzeptieren oder die hierfür notwendige Infrastruktur bereitstellen. Sie bündelt die Interessen ihrer Mitglieder und vertritt sie gegenüber Politik und Medien. Der Verein recherchiert neue Einsatzmöglichkeiten, initiiert Pilotprojekte und unterstützt bestehende Aktivitäten seiner Mitglieder, insbesondere in den Bereichen Marketing, Public Relations und Public Affairs. Bereits seit über fünfzehn Jahren beschäftigt sich die Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V. mit dem Bezahlen in Deutschland. Weitere Informationen finden Sie unter www.Initiative-DZ.de (http://www.initiative-dz.de/).
Zur girocard
Über 100 Millionen girocards von Banken und Sparkassen gibt es in Deutschland – fast jede:r Bürger:in hat sie in der Tasche. Immer mehr Banken und Sparkassen ermöglichen ihren Kund:innen mit der girocard als Deutschlands meist genutzter Debitkarte den komfortablen Service des kontaktlosen Bezahlens mit Karte und Smartphone. Weitere Informationen finden Sie unter www.Initiative-DZ.de (http://www.initiative-dz.de/).
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Quelle: ots