Westliche Volkswirtschaften schwächeln weiter / Coface passt Risikoeinschätzung für sieben Länder an

Mainz (ots) –

Die globale Wirtschaft kommt auch Ende 2023 nicht in ruhigere Fahrwasser: Soziale und politische Risiken nehmen weiter zu und die Finanzstabilität vieler Volkswirtschaften wird von hohen Zinsen belastet. Die Inflation liegt, nimmt man die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise heraus, nach wie vor deutlich über den Zielen der Zentralbanken. Die Frühindikatoren deuten auf eine weitere Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in Nordamerika und der Eurozone zum Jahresende hin und der Aufschwung der chinesischen Wirtschaft war bislang von kurzer Dauer. Vor diesem Hintergrund hat der Kreditversicherer Coface das Länderrisiko für sieben Länder angepasst. Den Heraufstufungen von Belize und der Mongolei stehen Herabstufungen von Schweden, Finnland, Neuseeland, Kolumbien und Niger gegenüber.

Neben der anhaltenden amerikanisch-chinesischen Rivalität haben mehrere Ereignisse die geopolitische Landschaft in den vergangenen Monaten weiter umgewälzt. Hierzu gehört die Erweiterung der BRICS-Gruppe um die sechs neuen Mitglieder Saudi-Arabien, Argentinien, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate, Äthiopien und den Iran. Sie zielt auf das Ende der G7-Vorherrschaft ab. „Die Weltordnung, wie wir sie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs kennen, gerät mehr und mehr ins Wanken. Wir befinden uns auf dem Weg in eine multipolare Welt“, sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg. Die Eignung der erweiterten BRICS-Gruppe, eine Alternative oder Konkurrenz zur G7 anzubieten, dürfte kurzfristig jedoch begrenzt bleiben. „Zwar haben alle Mitgliedsländer ein eindeutiges Interesse daran, der Gruppe anzugehören, aber ihre Ziele sind nicht immer deckungsgleich. Darüber hinaus gibt es auch innerhalb der Vereinigung Spannungen, beispielsweise zwischen China und Indien. Zudem sind die Pläne zur Schaffung einer BRICS-Währung, die den Dollar ablösen soll, bislang gescheitert.“

Inflation lässt nach, aber ist nicht überwunden

Erwartungsgemäß ist die Inflation in den letzten Monaten mechanisch, aufgrund eines Basiseffekts aus dem Vorjahr, zurückgegangen. Dies ist vor allem auf die gesunkenen Energie- und Rohstoffpreise zurückzuführen, die unter den Höchstständen aus dem vergangenen Jahr liegen. Eine Disinflation bei Waren, das heißt ein Rückgang der Inflationsrate durch deutlich langsamer steigende Preise, ist ebenfalls im Gange. Aufgrund einer geringeren Kaufkraft priorisieren Konsumenten Dienstleistungen vor Gütern. In Kombination mit einer Normalisierung der Lieferketten führt dies zu einem geringeren Preisanstieg bei Gütern oder gar fallenden Preisen. „Die Anzeichen dafür, dass die Inflation auf hohem Niveau verankert ist, bleiben jedoch bestehen, denn die Kerninflation ist in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften bisher nur wenig zurückgegangen“, sagt Christiane von Berg. Darüber hinaus sind die Energiepreise zuletzt aufgrund geopolitischer Risiken wieder angestiegen und damit ein schwer kalkulierbares Inflationsrisiko.

Schleppende Erholung in China

Chinas Aufschwung nach dem Abklingen der Corona-Pandemie und dem Ende der Zero-COVID-Politik ist enttäuschend, die Wirtschaftsdaten fielen sowohl für die Binnennachfrage als auch für die Exporte schwach aus. Die erwartete Erholung des Konsumverhaltens blieb praktisch aus, da sich die Haushalte zurückhielten und in unsicheren Zeiten lieber sparten. Auch die Investitionen konnten das chinesische Wachstum nicht entscheidend voranbringen – vor allem der Privatsektor agierte bei den Anlageinvestitionen zurückhaltend, insbesondere aufgrund des Immobilienmarktes. Auch staatliche Impulse erfolgten nur zögerlich und zeigen erst ab der zweiten Jahreshälfte 2023 Wirkung.

Länderrisiken: Zwei Verbesserungen und fünf Herabstufungen

Für zwei Länder hat Coface seine Länderrisikoeinschätzung verbessert. Belize profitiert von der Erholung der heimischen Tourismusindustrie sowie einer Verbesserung der staatlichen Finanzen und wird von D auf C heraufgestuft. Gleiches gilt für die Mongolei, wo das Ende von Chinas Zero-COVID-Politik und die damit einhergehende Öffnung der chinesischen Grenzen Wirkung zeigen. Insgesamt fünf Länder wurden mit einem schlechteren Länderrisiko versehen. Finnland, Schweden und Neuseeland sind von der generellen Konjunkturschwäche in Westeuropa betroffen und werden nun mit A3 bewertet. Hohe Inflation und Zinsen, ein schwacher Außenhandel sowie eine rückläufige heimische Nachfrage schwächen diese Volkswirtschaften. Kolumbien, nun bei C, hat mit ähnlichen Problemen zu kämpfen – hinzu kommen klimatische Auswirkungen von El Niño. Der Staatsstreich im Niger hat ebenfalls Konsequenzen: Aufgrund des hohen politischen Risikos wird das westafrikanische Land nun mit D bewertet.

Mit Blick auf das Branchenrisiko hat Coface im aktuellen Barometer insgesamt 33 Veränderungen vorgenommen. In Westeuropa sind vor allem drei Branchen von Auf- und Abwertungen betroffen. „Wir haben den Energiesektor in allen westeuropäischen Ländern außer Deutschland heraufgestuft, vor allem aufgrund höherer Margen für Kohlenwasserstoffproduzenten und Raffinerien. Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in der Region erfreut sich ebenfalls einer positiven Dynamik, im Gegensatz zum Papiersektor, der die meisten Herabstufungen zu verzeichnen hat. Hier kommt das schwache Online-Geschäft des Einzelhandels ins Spiel. Weniger Verkäufe bedeuten auch weniger Kartonage“, sagt Christiane von Berg.

Pressekontakt:
Coface, Niederlassung in Deutschland
Sebastian Knierim – Pressesprecher –
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Quelle: ots

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