Dortmund (ots) –
– Leitung ist Teil der ersten grenzüberschreitenden Transportinfrastruktur für Wasserstoff und ermöglicht eine Anbindung des Industriestandorts Nordrhein-Westfalen an die Niederlande
– Vorhaben soll als „Important Project of Common European Interest“ (IPCEI) gefördert werden
– Vorbereitende Maßnahmen zur Umrüstung der Leitung von Erdgas auf Wasserstoff sollen bereits Mitte 2023 starten
Die Thyssengas GmbH hat von der RWE Generation SE eine rund zwölf Kilometer lange Erdgasleitung erworben. Diese verläuft zwischen Vlieghuis (Gemeinde Coevorden, Provinz Drenthe) in den Niederlanden und Kalle in der Gemeinde Hoogstede (Grafschaft Bentheim). Die Verbindung spielt eine zentrale Rolle beim Aufbau einer grenzüberschreitenden Wasserstoff-Transportinfrastruktur.
Hintergrund der Transaktion sind Pläne von Thyssengas, im Rahmen der Wasserstoff-Initiative GET H2 eine Anbindung zum Importpunkt Vlieghuis zu realisieren. Darüber möchte der Dortmunder Fernleitungsnetzbetreiber ab 2027 den Transport von Wasserstoff (H2) von der niederländischen Grenze bis nach Duisburg-Hamborn ermöglichen. Dabei handelt es sich um den ersten Übergangspunkt im grenzüberschreitenden Wasserstoff-Transport zwischen Deutschland und den Niederlanden. Die Anbindung eröffnet einerseits Zugang zu den Importhäfen Amsterdam, Eemshaven und Rotterdam sowie der Provinz Zeeland, andererseits zu den dortigen Speichern und geplanten Wasserstoff-Produktionsanlagen. In den kommenden Jahren strebt die niederländische Regierung zudem den Aufbau umfassender Wasserstoff-Erzeugungskapazitäten offshore an. Dabei wird die in den Windparks vor der Nordseeküste gewonnene Energie direkt auf See in Wasserstoff konvertiert. Für den schnellen Wasserstoff-Markthochlauf in Deutschland ist eine Importverbindung zu diesen H2-Mengen von großer Bedeutung.
Dr. Thomas Gößmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Thyssengas GmbH, betont: „Der Leitungskauf ist für Thyssengas ein zentrales Puzzlestück in der Umsetzung unserer Wasserstoff-Strategie. Vlieghuis kann zu einem bedeutenden Übergabepunkt für die niederländisch-deutschen Wasserstoff-Korridore werden. Mit dem Erwerb gehen wir als Fernleitungsnetzbetreiber ein weiteres Mal in Vorleistung. Nun ist die Politik gefragt, schnellstmöglich Investitionssicherheit für Wasserstoff-Infrastruktur und -Markthochlauf zu schaffen. Auf europäischer Ebene benötigen wir dringend eine Entscheidung zu den IPCEI-Projekten, um den Zeitplan des Gesamtvorhabens GET H2 halten zu können. Auf Bundesebene haben die Fernleitungsnetzbetreiber umfassende Vorarbeiten zu einer integrierten Transportlösung für Erdgas und Wasserstoff geleistet und Empfehlungen an die Bundesnetzagentur und den Gesetzgeber übermittelt. Wir sind H2ready!“
Aufbau einer grenzüberschreitenden Transportinfrastruktur für Wasserstoff
Gemeinsam mit weiteren Wasserstoff-Projekten bildet das Thyssengas-Vorhaben die Basis für den Aufbau einer grenzüberschreitenden H2-Infrastruktur. Von Lingen (Emsland) bis ins Ruhrgebiet und von der niederländischen Grenze bis nach Salzgitter sollen Erzeugung, Transport, Speicherung und industrielle Nutzung von grünem Wasserstoff zwischen 2024 und 2027 in mehreren Schritten im Rahmen des Gesamtprojekts GET H2 miteinander verbunden werden. Das H2-System wird 2030 mit dem Anschluss der Stahlerzeugung in Salzgitter komplettiert.
Den ersten Schritt bildet der „GET H2 Nukleus“, mit dem die GET-H2-Partner bp, Evonik, Nowega, OGE und RWE Generation die Erzeugung von grünem Wasserstoff mit industriellen Abnehmern in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen verbinden wollen. Die Anbindung an die Niederlande über die Leitung Vlieghuis-Kalle durch Thyssengas ist die nächste Ausbaustufe. Sie legt den Grundstein für einen transeuropäischen Wasserstoffmarkt.
Über das bestehende Leitungsnetz der Ferngasnetzbetreiber OGE und Nowega und die neu zu errichtende Wasserstoff-Leitung von Dorsten nach Duisburg-Hamborn soll der Wasserstoff dann ins Ruhrgebiet gelangen. Diese Leitung bauen die beiden Ferngasnetzbetreiber OGE und Thyssengas. Die Fertigstellung ist bis 2026 geplant.
Förderantrag im Rahmen des IPCEI-Programms
Um die Gasleitung Vlieghuis-Kalle sowie ihren weiteren Verlauf nach Ochtrup (bereits Teil des Thyssengas-Netzes) auf den Transport von 100 Prozent Wasserstoff umzustellen, sind bereits ab Mitte 2023 vorbereitende Maßnahmen zur Umrüstung geplant. Dazu hat Thyssengas verschiedene Überprüfungs- und Instandhaltungsmaßnahmen an dem Leitungsstück vorgesehen. Das Projekt ist Teil eines Förderantrags im Rahmen des IPCEI-Programms.
GET H2: Zusammenschluss von Unternehmen treibt H2-Markthochlauf in Nord- und Westdeutschland voran
Thyssengas ist Förderpartner von GET H2. Die Initiative will eine bundesweite WasserstoffInfrastruktur aufbauen, um die effiziente Umsetzung der Energiewende möglich zu machen. Hinter GET H2 stehen rund 50 Unternehmen, Institutionen und Kommunen, die sich aktiv für die Schaffung eines wettbewerbsorientierten WasserstoffMarkts und für die dafür notwendigen Anpassungen der gesetzlichen und regulatorischen Grundlagen einsetzen.
In mehreren Projekten treiben die Partner der Initiative die Entwicklung von H2-Technologien sowie ihre Markteinführung voran und planen die notwendige Infrastruktur für Produktion, Abnahme, Transport und Speicherung von grünem Wasserstoff.
Weiterführende Informationen zur Initiative GET H2, den Projekten sowie den beteiligten Unternehmen unter: www.get-h2.de
Über Thyssengas:
Die Thyssengas GmbH ist ein deutscher Fernleitungsnetzbetreiber. Hauptsitz des Unternehmens, das im Jahr 2021 sein 100-jähriges Bestehen gefeiert hat, ist Dortmund. Thyssengas betreibt ein rund 4.400 Kilometer langes Gasnetz – zum Großteil in Nordrhein-Westfalen, einzelne Leitungen aber auch in Niedersachsen. Darüber werden sowohl nachgelagerte Verteilnetzbetreiber als auch Industriebetriebe und Kraftwerke versorgt. Für die klimaneutrale Zukunft setzt Thyssengas auf den gasförmigen Energieträger Wasserstoff. Der Dortmunder Netzbetreiber engagiert sich dazu in zahlreichen Initiativen. Gleichzeitig investiert er gezielt in die Umstellung seines Leitungssystems, um einen schnellen Wasserstoff-Hochlauf als Teil der Energiewende möglich zu machen. An sieben Standorten im Netzgebiet beschäftigt das Unternehmen aktuell rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Tendenz steigend.
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Peter Alexewicz
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Quelle: ots