Bonn (ots) –
Immer mehr Frauen sorgen als Fachkraft für Arbeitssicherheit (Sifa) in Unternehmen dafür, dass die Beschäftigten gesund und sicher arbeiten können. Warum die Arbeit als Sifa für Frauen so attraktiv ist, warum sich Frauen in diesem Berufsfeld stärker einbringen sollten und was sie sich am Internationalen Frauentag wünschen, erzählen drei Frauen, die im Arbeitsschutz tätig sind.
Ihre Biografien sind so unterschiedlich wie das Berufsfeld selbst: Die eine ist gelernte Tischlerin und Innenarchitektin, die zweite Diplom-Ingenieurin für Umwelttechnik, die dritte Konditormeisterin. Alle drei arbeiten heute bei einem der größten Anbieter für Arbeitsschutz in Deutschland, der B·A·D Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik GmbH. Und sie wollen Frauen ermutigen, sich in diesem oft unterschätzten Berufsfeld zu engagieren.
Voneinander lernen
Oliva Maitra ist seit 2014 Sifa und seit 2017 als Führungskraft in diesem Bereich bei B·A·D in Oldenburg tätig. „Deutschland hat im Vergleich zu anderen EU-Ländern die dritthöchste Erwerbstätigenquote bei Frauen“, erklärt sie. „Also ist es doch selbstverständlich, dass hier auch eine weibliche Perspektive nötig ist und der Arbeitsschutz nicht ausschließlich von Männern gestaltet wird.“ Maitra war Tischlerin und Innenarchitektin mit eigenem Planungsbüro, bevor sie vor rund zehn Jahren die Weiterbildung zur Sifa machte. Heute bildet sie selbst aus und freut sich, dass sie auch zunehmend Frauen für diese Tätigkeit im Arbeitsschutz begeistern kann. Gegenseitige Unterstützung ist ihr dabei wichtig, Netzwerken spielt eine große Rolle: „Damit es immer mehr Frauen im Arbeitsschutz gibt und wir voneinander lernen können.“
Frauen punkten durch Kombination von Know-how und Empathie
Auch Andrea Liede, die das B·A·D-Cluster Karlsruhe leitet, ist in der Ausbildung von Sifas tätig. „Über Jahrzehnte hinweg war diese Ausbildung auf rein technische Belange beschränkt“, berichtet sie. Mit der neuen Ausbildungsordnung von 2023 ist nun auch die Beratungskompetenz als wichtige Qualifikation hinzugekommen. Das macht das Berufsfeld aus ihrer Sicht für Frauen noch attraktiver. Für Andrea Liede ist es die „Kombination aus pragmatischer Beratung, Expertise und Empathie“, die Frauen im Arbeitsschutz so erfolgreich macht.
Familienfreundliche Arbeitszeiten
Der Job eigne sich perfekt für qualifizierte Frauen mit Kindern, die ihre berufliche Karriere weiter ausüben wollen. Denn die beratende Funktion kann gut in familienfreundlichen Arbeitszeitmodellen ausgeübt werden. Als Andrea Liede alleinerziehend war, hat sie selbst davon profitieren können.
Eine der Frauen, die ebenfalls ihre Arbeitsbedingungen durch die Weiterbildung zur Sifa verbessern konnten, ist Julia Pfaff: „Nach zehn Jahren in der Backstube war ich müde. Jetzt kann ich die Vielseitigkeit der Arbeit sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf genießen.“ Von Andrea Liede ausgebildet, stellt sie heute in Pforzheim unter Beweis, dass Frauen und Technik längst kein Widerspruch mehr sind: „Technik fordert vor allem Verstand, Geschick und Kreativität. Solche Kompetenzen sind geschlechtsneutral. Und ich wünsche mir, dass sich Frauen hier mehr zutrauen.“
Auf dem Weg zum gendergerechten Arbeitsschutz
Braucht Arbeitsschutz eine explizit weibliche Perspektive? Auch wenn es längst gesetzliche Regelungen wie das Mutterschutzgesetz gibt und etwa persönliche Schutzausrüstung (z.B. Sicherheitsschuhe) in den vergangenen Jahren immer mehr auf die Bedürfnisse von Frauen angepasst wurde – „der kleine Unterschied“ macht sich heute im Arbeitsschutz immer noch bemerkbar. Andrea Liede sieht hier bei vielen Unternehmen noch Handlungsbedarf: „Das beginnt bei getrennten Umkleiden und Sanitäreinrichtungen in Kleinbetrieben und geht über ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze bis hin zu familienfreundlichen Arbeitszeitmodellen.“ Auch gibt es aus ihrer Sicht immer noch Frauen, die in einem überwiegend männlichen Umfeld nicht ernstgenommen, nicht gleichwertig behandelt oder sogar von Kollegen gemobbt oder übergriffig behandelt werden. Es liege in der Verantwortung der Führungskräfte, genauer hinzuschauen und ein Umfeld zu schaffen, in dem solches Verhalten keinen Platz habe. Oliva Maitra ergänzt: „Das Thema Wechseljahre etwa kommt derzeit im Arbeitsschutz gar nicht vor, obwohl rund neun Millionen Frauen davon betroffen sind.“
Mehr Mut
Zum Internationalen Frauentag am 8. März wünschen sich alle drei vor allem eins: mehr Mut von Frauen. Ein größeres Selbstverständnis für Frauen in technischen Berufen und mehr Bewusstsein für die spezifischen Bedürfnisse von Frauen am Arbeitsplatz auf Seiten der Unternehmen stehen ebenfalls auf der Wunschliste. Andrea Liede, Julia Pfaff und Oliva Maitra haben eine Vision: „Letztlich brauchen wir nicht einen gendergerechten Arbeitsschutz, sondern einen Arbeitsschutz für Menschen mit den unterschiedlichsten körperlichen Konstitutionen. Also einen menschengerechten Arbeitsschutz für alle Beschäftigten.“
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