Hannover (ots) –
Viele Handwerksunternehmen kennen es nur zu gut: Während sich die Ausgaben, beispielsweise Materialkosten für anstehende Aufträge, schnell summieren, lassen geplante Einnahmen, etwa ausstehende Rechnungen von Kunden, auf sich warten. Die Folge sind finanzielle Engpässe, die Investitionen oder die Rücklagenbildung nahezu unmöglich machen. Ist die Liquidität jedoch nicht gesichert, geraten Handwerksbetriebe schnell in ernsthafte Schwierigkeiten.
Einen Ausweg stellt eine umfassende Finanzplanung dar, die alle Liquiditätsströme im Unternehmen berücksichtigt. Nur so können Engpässe langfristig vermieden werden und die Zahlungsfähigkeit wird nicht bedroht. Welche 3 konkreten Maßnahmen dazu beitragen, dass Handwerksbetriebe ihre Liquidität dauerhaft erhöhen können, erfahren Sie im nachfolgenden Beitrag.
Ausgangslage: die Ist-Situation in der Handwerksbranche
Die goldenen Zeiten im Handwerk gehören schon seit Längerem der Vergangenheit an. Insbesondere der anhaltende Fachkräftemangel läutete das Ende dieser Ära ein. Doch nun verschärft sich die Lage weiter. Ein Grund hierfür ist in der Immobilienbranche zu finden, denn wegen des hohen Zinsniveaus üben sich viele potenzielle Bauherren in Zurückhaltung – die Folge sind leerer werdende Auftragsbücher der Handwerker.
Um in dieser Situation bestehen zu können, müssen Handwerksbetriebe auf eine ausreichende Liquidität achten. Nur so lassen sich finanzielle Engpässe bis hin zur Zahlungsunfähigkeit langfristig vermeiden. Experten empfehlen sogar, eine gesicherte Liquidität über geringfügige Steigerungen der Rentabilität zu stellen. Von gesicherter Liquidität sprechen Finanzberater dabei, wenn ein Unternehmen über genug finanzielle Mittel verfügt, um die Fixkosten des Betriebs sechs Monate lang ohne weitere Einkünfte decken zu können. Dieses Ziel sollten Handwerksbetriebe anstreben, wenn sie ihre Liquidität verbessern möchten. Doch wie kann dieses Vorhaben gelingen?
Tipp 1: Verlängerung der Zahlungsziele
Viele Handwerksbetriebe bezahlen Rechnungen bei ihren Lieferanten bereits nach wenigen Tagen, weil sie dann einen geringfügigen Rabatt, das Skonto, in Anspruch nehmen können. Üblicherweise beträgt der Nachlass ein oder zwei Prozent – gleichzeitig wird jedoch die Liquidität des Handwerksunternehmens frühzeitig mit einer hohen Summe belastet. Solange die Zahlungsfähigkeit nicht gesichert ist, sollten Betriebe deshalb auf den Preisnachlass bei Sofortzahlung verzichten. Im Falle einer unerwartet auftretenden Krise ist es nämlich die Liquidität, nicht das belastete Bankkonto, das die Handlungsfähigkeit erhält. Als Sofortmaßnahme sollten Handwerksbetriebe daher versuchen, längere Zahlungsziele mit ihren Lieferanten zu vereinbaren, beispielsweise 60 statt 30 Tage. Sobald sie dann über eine gesicherte Liquidität verfügen, können auch wieder Rabatte bei einer sofortigen Zahlung in Anspruch genommen werden.
Tipp 2: Optimierung des Forderungsmanagements
Verstärkt wird der Effekt, der durch spätere Lieferantenzahlungen erzielt wird, durch eine konsequentere Eintreibung von Außenständen. Zahlreiche Handwerksbetriebe müssen oft bis zu 50 Tage warten, bis Kunden für die erbrachten Leistungen bezahlen. Das führt dazu, dass in vielen Unternehmen regelmäßig ganze Monatsumsätze, also sechsstellige Beträge, auf dem Firmenkonto fehlen. Um Kunden zu einer schnelleren Zahlung anzuhalten, sollten gleich mehrere Maßnahmen umgesetzt werden. Zum einen sorgen andere Zahlungsmethoden für eine frühere Rechnungsbegleichung, insbesondere die Vorkasse oder der Bankeinzug per SEPA-Lastschrift. Gleichzeitig sollten Handwerksunternehmen aber auch ihr Forderungsmanagement überarbeiten. Durch eine klare Benennung des Zahlungsziels und eine frühzeitige Kontrolle von dessen Einhaltung können Außenstände reduziert werden. Dadurch erhöht sich die Liquidität und damit die Investitionsmöglichkeit in den Betrieben.
Tipp 3: Etablierung einer detaillierten Liquiditätsplanung
Damit die Liquidität nicht nur vorübergehend, sondern dauerhaft gesichert ist, müssen Handwerksbetriebe langfristig eine detaillierte Liquiditätsplanung vornehmen. Eine solche erfasst sämtliche Liquiditätsströme im Unternehmen, die zu diesem Zweck kontinuierlich gemessen und überwacht werden müssen – bevor eine effektive Steuerung und Optimierung der Liquidität vorgenommen werden kann, muss zunächst bekannt sein, über welche Mittel das Unternehmen überhaupt verfügt. Das macht die Liquiditätsplanung zur Grundvoraussetzung für alle anderen Maßnahmen.
Fazit
Mit den drei genannten Sofortmaßnahmen können Handwerksbetriebe ihre Liquidität zeitnah verbessern. Darüber hinaus sind weitere Maßnahmen möglich, die auf die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens zugeschnitten werden müssen. In jedem Fall ist jedoch eine strategische Vorgehensweise gefragt, um die Zahlungsfähigkeit auch langfristig zu erhalten.
Über Robert Giebenrath:
Robert Giebenrath ist Gründer der RG Finance GmbH, externer CFO und Unternehmensberater. Er unterstützt gemeinsam mit seinem Experten-Team deutsche Wachstumsbetriebe dabei, eine optimale finanzielle Planung inklusive Absicherung umzusetzen. Hierfür greifen die Finanzprofis der RG Finance GmbH auf ein ausgeklügeltes Controlling- und Risikomanagement-System für eine sichere Skalierung zurück. Mehr dazu erfahren unter: https://www.rg-finance.de/
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