Schutz vor Inflation / IAC-Fondsmanager Martin Paulsen über Krisen und Auswege aus der Geldentwertung

Itzehoe (ots) –

Herr Paulsen, die IAC-Roadshow gab es zuletzt im Jahr 2019. Lassen sich die Ausgangslagen damals und heute vergleichen?

Teilweise ja. Bei der grundsätzlichen Ausrichtung der Kapitalanlage hat sich nicht viel geändert. Die Brisanz ist aber größer geworden, weil man jetzt die Früchte der sehr ausufernden Geldpolitik erntet. Es war schon 2019 absehbar, dass wir irgendwann in eine Situation laufen, wie wir sie jetzt bekommen haben mit den sehr hohen Inflationsraten.

Warum?

Die Inflations-Saat wurde bereits in den zehn Jahren zuvor gelegt mit den Rettungsschirmen. Alle fanden es damals so toll, dass man einfach Geld drucken und damit Wahlprogramme finanzieren konnte. Aber: Irgendwann ist eine Geldvermehrung inflationär, und dann braucht es nur einen Funken zur Entladung. Dieser Funke war Corona, der die Lieferketten und damit die Angebotsseite zusammenbrechen ließ. Das hat die Güter stark verteuert, was dann noch auf den von der EZB geschaffenen Geldüberhang getroffen ist. Jetzt kam der Ukraine-Krieg hinzu, der ebenfalls Lieferketten, speziell Energie-Lieferketten, zusammenbrechen ließ. Das pflanzt sich über Zweitrunden-Effekte fort. Aber der Zunder wurde von den Notenbanken gelegt.

Was sind die Folgen?

Die Menschen sind in heller Aufregung, da sie es an der Kasse spüren, bei den Energiekosten oder als Anleger eben auch in ihrem Portfolio. Eine Studie hat gerade wieder gezeigt: Am meisten Angst haben die Menschen vor Armut und Inflation. Vor drei Jahren war der Wert ungefähr halb so hoch. Also: Es kommt an.

Auch beim IAC?

Da muss man differenzieren. In Deutschland gibt es – jetzt rede ich fast so plakativ wie Politiker – ganz viele Menschen, die nicht wissen, wie sie über den Winter kommen sollen. Das sind tendenziell nicht unsere Kunden, denn sie haben gar nichts übrig, um für das Alter zu sparen. Deswegen haben wir als Unternehmen eine sehr selektive Wahrnehmung. Aber auch unsere Kunden haben Angst, von ihrem sauer Ersparten später vielleicht nicht mehr so leben zu können, wie sie sich das vorgestellt haben. Denn die Inflation frisst die Kaufkraft der Erträge auf, die dazu auch noch besteuert werden.

Wie geht es aus ihrer Sicht beim Thema Inflation weiter?

Was in der Vergangenheit gewesen ist, wird meist linear in die Zukunft projiziert – demnach würden auf eine Inflationsrate von jetzt 8 bis 10 Prozent bald 15, 20 und mehr Prozent folgen. So wird es dann natürlich auch nicht sein. 15 Prozent, wie es sie schon in unseren Nachbarländern gibt, sind möglich, aber wir könnten dann einen relativ starken Knick nach unten bekommen. Die Politiker werden das dann sicherlich als Erfolg ihrer Maßnahmen feiern, aber letztlich handelte es sich nur um einen Basiseffekt. Denn die Energiepreise hatten schon zu Beginn dieses Jahres Höchststände erreicht, so dass aus dieser Richtung zu Beginn des Jahres 2023 ein spürbarer deflatorischer Effekt zu erwarten ist.

Auf der anderen Seite gibt es große Vorhaben wie die Dekarbonisierung und den Klima-Umbau. Das frisst unheimlich Ressourcen, wenn eine ganze Wirtschaft in Deutschland und in Europa grüner werden soll. Dies wird sich ebenso inflationstreibend auswirken wie die demografische Entwicklung: In Zeiten knapper Arbeits-und Fachkräfte gehen die Löhne nach oben. Hinzu kommt das Bestreben einer Deglobalisierung: Lieferketten nach Europa zurückzuholen, heißt auch, höhere Löhne zahlen zu müssen als in Fernost. Bei weiterhin hohem Geldüberhang wird dies zwar nicht zu einer Inflationsrate von 10 Prozent führen, aber 4 bis 6 Prozent sind durchaus vorstellbar bis zum Ende des Jahrzehnts. Rein temporär, wie immer gern beschwichtigt wird, ist die Inflation jedenfalls nicht.

Wo ist bei all dem die gute Nachricht?

Zunächst einmal bringt die Entwicklung viel sozialen und damit auch politischen und gesellschaftlichen Sprengstoff mit sich. Durch die Brille der Kapitalanleger betrachtet ist die weniger schlechte Nachricht: Inflation heißt nichts anderes, als dass sich Produkte und Dienstleistungen verteuern. Aber genau diese Dinge werden auch von Unternehmen hergestellt, die entsprechend höhere Einnahmen erzielen. Das heißt, Unternehmen, die es schaffen, ihre höheren Kosten auf die Produkte umzulegen, sind vor der Inflation geschützt. Und sie werden es schaffen, denn sonst haben wir null Prozent Inflation – ein Widerspruch in sich. Deshalb konzentrieren wir uns im IAC auf Unternehmen mit einer herausragenden Marktstellung.

Was ist von Zinsanlagen zu halten?

Zinsanlagen sind Geldwerte und sollten möglichst gemieden werden. Es gibt nur Minizinsen, die auch kaum erhöht werden können, weil sich die Staaten seit Beginn der Finanzkrise sehr hoch verschuldet haben. Bei höheren Zinsen könnten sie diese Schulden nicht mehr tragen. Deshalb ist Frau Lagarde als Chefin der Europäischen Zentralbank immer in der Zwickmühle: Eigentlich müssten die Zinsen rauf, um die Inflation einzudämmen. Dann aber gäbe es Probleme in der Euro-Zone bis hin zu einer Euro-Krise 2.0. Das will auch keiner. Für diejenigen, die versuchen, in Geldwerten zu sparen, heißt das: Es gibt negative Realzinsen, die zukünftige Kaufkraft sinkt, man kann fast von einer Enteignung sprechen. Der Ausweg sind Realwerte, wobei der Immobilienmarkt schon sehr ambitioniert bewertet ist. Das ist im Aktienbereich noch nicht der Fall. Hier gilt es, auf die richtigen Unternehmen zu setzen – am besten auf diejenigen, die langfristig die Grundbedürfnisse der Menschen bedienen wie Essen, Trinken, Mobilität, Kommunikation und Freizeitgestaltung. Vor allem Corona hat das Potenzial dieser Branchen gezeigt.

Pressekontakt:
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Fondsmanager
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Quelle: ots

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