Mainz (ots) –
Die jüngste Umfrage des Kreditversicherers Coface zu den Zahlungserfahrungen in Polen zeigt, dass sich viele Unternehmen im Jahr 2022 bei den eingeräumten Zahlungsfristen großzügiger zeigten. Gleichzeitig hat sich die Zahlungsdisziplin verschlechtert, denn 61% der polnischen Firmen berichten von Zahlungsverzögerungen.
Die befragten polnischen Unternehmen zeigten sich trotz des Krieges in der angrenzenden Ukraine vergleichsweise großzügig, denn die gewährte Zahlungsfrist stieg von durchschnittlich rund 42 Tagen im Jahr 2021 auf 46 Tage im Jahr 2022. Zum Vergleich: In Deutschland betrug die Lieferantenkredit-Laufzeit bei der letzten Befragung im Sommer 2022 33 Tage. Die restriktivsten Branchen in Polen sind der Textilsektor mit einem Zahlungsziel von 32 Tagen (-7 Tage gegenüber 2021) und die Papier- und Holzbranche mit 35 Tagen (-4). Auffällig ist, dass Betriebe der Baubranche ihr Geld deutlich früher einfordern: Hier ging die Zahlungsfrist von 73 Tagen (2021) auf 50 Tage im Jahr 2022 zurück. Die längsten Zahlungsziele werden in der Metallbranche (75 Tagen; +7), im Chemiesektor (73 Tage; +17) und in der Automobilbranche (55 Tage; +22) eingeräumt.
Transport- und Bausektor stark verbessert, energieintensive Branchen leiden
61% der Befragten geben an, dass sie in den vergangenen sechs Monaten von verspäteten Zahlungen ihrer Geschäftspartner betroffen waren. Ein deutlicher Anstieg im Vergleich zur Umfrage von 2021, bei der 53% von Verzögerungen berichteten. „Bei der Befragung im Jahr 2019, also vor Ausbruch der Pandemie, berichteten jedoch noch über 90 Prozent von Zahlungsverzögerungen. Die Zahlungsmoral ist aktuell also noch deutlich besser als vor Corona“, sagt Grzegorz Sielewicz, Coface-Volkswirt für Zentral- und Osteuropa. Verspätete Zahlungen gingen 2022 im Schnitt rund 52 Tage nach Fälligkeit ein, eine Verbesserung von fast 5 Tagen im Vergleich zu 2021. Diese Entwicklung ist mit dem Bestreben vieler Unternehmen zu erklären, Lagerkapazitäten und Materialvorräte aufzubauen, um fortlaufenden Preiserhöhungen zu entgehen. Dadurch wurden viele Rechnungen zum Teil früher als gefordert beglichen, um möglichst schnell an die Ware zu kommen. Die makroökonomischen Daten bestätigten diese Entwicklung: Das Wachstum der polnischen Lagerbestände in den letzten sieben Quartalen, also seit Beginn der Erholung nach der Pandemie, hat im Schnitt zu mehr als der Hälfte des polnischen BIP-Wachstums beigetragen.
Die auffälligsten Verbesserungen verzeichneten die Transport- und die Baubranche, wo Zahlungsverzüge um 37 bzw. 24 Tage kürzer ausfielen. Energieintensive Sektoren, die bereits stark unter den höheren Rohstoffpreisen leiden, verzeichneten hingegen die längsten Zahlungsverzögerungen. „Dazu gehören die chemische Industrie, die Papier- und Holzindustrie sowie die Agrar- und Lebensmittelwirtschaft. Wobei letztere nicht nur unter den höheren Energiekosten, sondern auch unter den gestiegene Düngemittelpreisen zu leiden hat“, sagt Grzegorz Sielewicz. Bei Firmen in diesen Branchen gingen verspätete Zahlungen erst mit einer Verzögerung von durchschnittlich zwei Monaten oder mehr ein.
Über die Umfrage
Die siebte Ausgabe der Coface-Studie zu Zahlungserfahrungen von Unternehmen in Polen wurde im November 2022 durchgeführt, 356 Unternehmen nahmen an der Befragung teil. Zu diesem Zeitpunkt waren die wirtschaftlichen Folgen des Krieges in der benachbarten Ukraine bereits spürbar. Die hohe Inflation, die Kosten für Betriebsmittel, die gestiegenen Zinsen und die Besorgnis über eine gedämpfte Nachfrage führten zu einer nachlassenden Wachstumsdynamik. Coface prognostiziert für Polen im Jahr 2023 ein für präpandemische Verhältnisse schwaches BIP-Wachstum von 1,0% – nach 4,4% im Jahr 2022.
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