OHB-Chef Marco Fuchs: „Ich glaube fest an die Rocket Factory. Ein Rückzug kommt nicht in Frage.“ / Ohne Raketen keine Raumfahrt. Warum jetzt die Stunde der Microlauncher schlägt.

Bremen (ots) –

Marco Fuchs, Vorstandsvorsitzender des Raumfahrtkonzerns OHB SE, betont in der aktuellen Debatte um einen unabhängigen europäischen Zugang zum All die Wichtigkeit der Mikrolauncher. Wie sich auch der institutionelle Markt auf die kleinen Raketen vorbereitet und warum er fest davon überzeugt ist, dass der Start-Up-Ansatz der richtige Weg ist, um einen neuen und innovativen Blickwinkel auf die Entwicklung und Fertigung von Raketen zu bekommen, hat der Raumfahrtunternehmer in seiner heute veröffentlichten Kolumne „Space Encounter“ ausgeführt. „Ich glaube fest an die RFA und wir werden mit OHB die Entwicklung der Rakete auf jeden Fall auf ihrem Weg zum Erfolg begleiten. Wir werden uns natürlich nicht aus der Rocket Factory zurückziehen, sondern den eingeschlagenen Weg der Öffnung für weitere Investoren konsequent weitergehen, ein Rückzug kommt nicht in Frage. An der ursprünglichen Idee, nämlich mit der Expertise des Satellitenherstellers und den Erfahrungen der Raketenteilefertigung, die OHB als strategischer Kerninvestor in RFA einbringt, hat sich nichts geändert und die Entwicklung des Marktes und die veränderten politischen Randbedingungen in Europa bestärken diese Strategie“, bekräftigte Fuchs.

Ohne Raketen keine Raumfahrt. Warum jetzt die Stunde der Microlauncher schlägt.

„Aus der Perspektive des Satellitenherstellers sehe ich die Probleme, die wir derzeit mit dem eingeschränkten europäischen Zugang zum All haben, in Form von nicht gestarteten Galileo-Satelliten tagtäglich auf dem Hof stehen“, so Fuchs. Aktuell stünden Europa noch zwei Ariane 5-Trägerraketen zur Verfügung. Eine werde im April die europäische Jupiter-Mission Juice starten, die letzte Ariane 5 solle dann im Juni abheben und dabei die deutsche Telekom-Mission Heinrich Hertz und den französischen Satelliten Syracuse 4B an Board haben. Doch was kommt dann? „Die Ariane 6 als Nachfolgemodell für die Ariane 5 steckt in einer Krise, bis zum Erststart wird nach meiner Einschätzung noch mindestens ein Jahr vergehen. Dass die Entwicklung neuer Trägerraketen und anspruchsvoller Raumfahrtmissionen sich nicht in enge Zeitpläne quetschen lässt, ist dabei keine europäische Erkenntnis, überall auf der Welt dauern diese Entwicklungen länger und werden – im Übrigen ganz entscheidend durch den erhöhten Zeitaufwand – teurer“, so Fuchs. Raumfahrt sei nun mal eine technologisch herausfordernde und sehr risikobehaftete Disziplin, nicht zuletzt liege darin ja auch der Reiz und die Faszination des Ganzen. „Die Ariane 6 wird ihren Dienst als Europas Lastenrakete für große Missionen erfüllen, daran besteht aus meiner Sicht gar kein Zweifel. Dass die kleinere Vega und die Vega-C wegen wesentlicher Bauteile ihrer Oberstufen, die der Hersteller Avio aus der Ukraine bezieht, im Moment ebenfalls nur noch in geringer Stückzahl zur Verfügung stehen, wird von den letzten Fehlstarts der Vega-Rakete derzeit übertüncht- im Ergebnis steht allerdings auch die kleinere europäische Rakete am Boden“, so Fuchs.

Schlägt jetzt die Stunde der Microlauncher?

„Ja, ich bin überzeugt davon, und mit den erfolgreichen Tests, die die Rocket Factory Augsburg im letzten halben Jahr absolviert hat, sind wir mit der RFA ONE wirklich auf dem besten Weg zum ersten Testflug in den nächsten Monaten“, freut sich der Raumfahrtunternehmer Fuchs. Parallel zu den technischen Fortschritten bereite sich auch der institutionelle Markt auf die Microlauncher vor, dies habe im Rahmen der letzten ESA-Ministerratskonferenz im November 2022 die gemeinsame Erklärung der Regierungen von Frankreich, Deutschland und Italien deutlich gezeigt. Dort wurde vereinbart, dass europäische Microlauncher für den Start von ESA-Satelliten zugelassen werden sollen, ein wirklich wichtiger Schritt, um die privat finanzierten Raketen mit institutionellen Ankerkunden-Aufträgen auch für kommerzielle Kunden und vor allem Investoren attraktiv zu machen. „Die Gründung der Rocket Factory Augsburg im Jahr 2018 war die richtige Entscheidung zur richtigen Zeit, und schon vor fünf Jahren war es das erklärte Ziel, dass die Rakete aus Augsburg ein wettbewerbsfähiges Angebot für den Zugang zum All machen soll“, ist sich Fuchs sicher.

Start-Up-Ansatz der richtige Weg

Um dies zu erreichen, müsse der Kundenkreis möglichst groß und möglichst breit aufgestellt sein, und die Rakete müsse neben hoher Zuverlässigkeit und Skalierbarkeit der Payloadfähigkeiten vor allem günstig sein. „Am Ende muss die Rocket Factory Augsburg eine unabhängige und sich selbst tragende Firma im europäischen Marktumfeld sein. Das war von Anfang an das erklärte Ziel, sonst hätten wir sie direkt als Tochterunternehmen der OHB-Gruppe gründen können. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Start-Up-Ansatz der richtige Weg ist, um einen neuen und innovativen Blickwinkel auf die Entwicklung und Fertigung der Rakete zu bekommen“, so Fuchs. Zu diesem Ansatz gehören auch die Finanzierungsinstrumente, die für Tech-Start-Ups auf der ganzen Welt erfolgreich angewendet werden. Natürlich müssen dann auch Investoren und Partner, die nicht aus der Raumfahrt kommen, ins Unternehmen investieren, das wird schon ganz deutlich, wenn man auf die anderen Microlauncher-Firmen und vor allem den Kundenkreis, den die kleinen Trägerraketen ansprechen wollen, schaut. „Ich glaube fest an die RFA und wir werden mit OHB die Entwicklung der Rakete auf jeden Fall auf ihrem Weg zum Erfolg begleiten. Wir werden uns natürlich nicht aus der Rocket Factory zurückziehen, sondern den eingeschlagenen Weg der Öffnung für weitere Investoren konsequent weitergehen, ein Rückzug kommt nicht in Frage. An der ursprünglichen Idee, nämlich mit der Expertise des Satellitenherstellers und den Erfahrungen der Raketenteilefertigung, die OHB als strategischer Kerninvestor in RFA einbringt, hat sich nichts geändert und die Entwicklung des Marktes und die veränderten politischen Randbedingungen in Europa bestärken diese Strategie“, bekräftigte Fuchs.

Pressekontakt:
Martina Lilienthal
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Quelle: ots

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