Kritik an Digitaltreffen / Aktionärsschützer und Investoren protestieren gegen beschränkte Rederechte / Eilige Gesetzesänderung

Berlin (ots) –

Wenige Monate vor Beginn der Hauptversammlungssaison protestieren Aktionärsschützer und Investoren gegen eine dauerhafte Einschränkung der Rede- und Fragerechte von Aktionären durch reine Online-Veranstaltungen. „Das Mitspracherecht der Investoren wird so massiv geschwächt“, warnt etwa Ingo Speich von Deka Investment.

Besonders betroffen seien Privatanleger, für die die Hauptversammlung die einzige Gelegenheit sei, sich mit Fragen und Kritik an ein Unternehmen zu wenden. „Die Aussprache zwischen Management und Anteilseigner hat eine fundamental andere Qualität als der Dialog hinter verschlossenen Türen, hier geht es um eine direkte Konfrontation unter Zeugen“, kritisiert auch Vanda Rothacker von Union Investment.

Profiinvestoren wie Speich, auf Hauptversammlungen oft gefürchtet wegen ihrer scharfen Kritik am Management, alarmiert vor allem die Erfahrung dieses Jahres. Wegen der Corona-Pandemie konnten die jährlichen Treffen zuletzt nur digital stattfinden. Lediglich fünf Prozent der Unternehmen aus Dax, MDax und TecDax (HDax) ließen laut einer Studie des Branchenverbands BVI dabei die Aktionäre überhaupt zu Wort kommen. Fragen konnten die Aktionäre zwar einreichen, diese wurden jedoch meist gebündelt beantwortet. „Die Hemmschwelle für nichtssagende Antworten seitens der Unternehmensleitung ist auf virtuellen Hauptversammlungen viel niedriger als auf Präsenztreffen“, sagt Rothacker.

Erst Anfang September hatte der Bundestag die Pandemie-Regeln für Hauptversammlungen bis August 2022 verlängert. Unabhängig davon versuchen Unternehmen derzeit, sich generell die Option von Online-Aktionärstreffen zu schaffen. Dies sei aber oft eine Art „Freifahrtschein“, kritisiert auch die Aktionärsvereinigung DSW. Die Rückkehr des Rederechts wie bei Präsenzveranstaltungen rücke damit in weite Ferne.

Pressekontakt:
Birgit Haas
Redaktion CAPITAL
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Quelle: ots

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