Berlin (ots) –
Bei einem Fachtag des Katholischen Krankenhausverbands Deutschlands (kkvd) diskutierten gestern Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Praxis und Verbänden, was sie von der Krankenhauspolitik der neuen Bundesregierung erwarten. Für die katholischen Krankenhäuser stehen Finanzierungsfragen dabei ganz oben auf der Agenda. Sie fordern eine Ergänzung des Fallpauschalen-Systems um die Erstattung von Vorhaltekosten für Personal und Infrastruktur. Daneben sind auch kurzfristige Entlastungen nötig, da sich die wirtschaftliche Lage der Kliniken derzeit extrem zuspitzt.
Pandemiefolgen und steigende Kosten belasten Kliniken
Ingo Morell, Vorsitzender des kkvd: „In der Krankenhauspolitik hat die Reform der Finanzierung derzeit höchste Priorität. Dabei sind kurzfristige und mittelfristige Maßnahmen nötig. Aktuell spitzt sich die wirtschaftliche Lage vieler Kliniken extrem zu. Grund dafür sind die anhaltenden Folgen der Corona-Pandemie. In den Krankenhäusern kann anders als auf den Straßen von Normalität noch immer keine Rede sein und auch 2023 wird für die Kliniken kein ’normales Jahr‘. Hinzu kommen die rasant steigenden Kosten für Energie, Lebensmittel und medizinische Produkte.“
„In diesem Jahr sollen die pandemiebedingten Erlösausfälle der Krankenhäuser letztmalig durch einen Ganzjahresausgleich aufgefangen werden. Dabei müssen die Kliniken für zwei Prozent der Erlösrückgänge selbst aufkommen. Das ist der aktuellen, drückenden Lage nicht angemessen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach muss schnell handeln und diesen Selbstbehalt für die Kliniken zurücknehmen. Das würde den Krankenhäusern wieder mehr Luft zum Atmen geben“, so Morell weiter.
Bei dem Ganzjahresausgleich werden derzeit nur 98 Prozent statt 100 Prozent der Erlöse des Referenzjahres 2019 berücksichtigt. Unter diesen Bedingungen rechnen zwei Drittel der Kliniken damit, dass sie am Ende mit roten Zahlen abschließen.
Reformkommission muss zügig Dialog aufnehmen
„Zudem muss die vom Bundesgesundheitsministerium eingesetzte Regierungskommission zur Krankenhausreform nun zügig den Dialog mit Kliniken, Kassen und Ländern aufnehmen. Nur so wird ein mittelfristig benötigtes, tragfähiges und praxistaugliches Reformkonzept entstehen. Die Erkenntnisse liegen weitgehend auf dem Tisch, aber es fehlen konkrete Ziele und der Konsens, wie sie umgesetzt werden sollen. Das Fallpauschalen-System muss endlich um Vorhaltekosten für Personal und Infrastruktur ergänzt werden, wo dies für eine bedarfsgerechte Versorgung nötig ist“, so der kkvd-Vorsitzende Morell abschließend.
Neuer Abteilungsleiter stellte Pläne des Gesundheitsministeriums vor
Der Fachtag stand unter dem Titel „#KlinikenVonMorgen – Intelligent vernetzt und regional verankert“. Zum Einstieg stellte Michael Weller, der neue Abteilungsleiter „Gesundheitsversorgung und Krankenversicherung“ im Bundesgesundheitsministerium, die Planungen seines Hauses vor. Er betonte, die Regierungskommission werde nicht die Krankenhausreform entwerfen, sondern solle mit einer Stellungnahme Expertise und verschiedene Perspektiven einbringen. Er gehe zudem davon aus, dass die Reform nicht in einem, sondern in mehreren Gesetzesverfahren umgesetzt werde.
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Dr. Gerald Gaß, kritisierte, es gebe für die Reform keine klaren, operationalisierbaren Ziele. Er mahnte politischen Mut für eine Modernisierung der Versorgungsstrukturen und eine verantwortliche, planvolle Strukturentwicklung statt eines kalten Strukturwandels an.
Pater Hans Langendörfer würdigte langjährigen kkvd-Vorsitzenden
Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch der langjährige kkvd-Vorsitzende Domkapitular Theo Paul (68) feierlich verabschiedet. Er führte den Verband von 2011 bis 2021. Die Laudatio hielt der ehemalige Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Dr. Hans Langendörfer SJ. Beide kennen sich seit ihrer gemeinsamen Studienzeit an der Jesuiten-Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main.
Theo Paul: Der Liebe Jesu zu den Kranken treu geblieben
In seiner Laudatio sagte Pater Dr. Hans Langendörfer SJ: „Eine zentrale Überzeugung von Theo Paul ist, dass die Sorge um Kranke und Sterbende zum unverzichtbaren Profil christlich geprägten Lebens gehört. Das ist wichtig, zumal die katholische Kirche hierzulande in einen Strudel geraten ist, in dem ihr mehr und mehr Glaubwürdigkeit aberkannt und Wertschätzung entzogen wird. Doch auch katholische Krankenhäuser leben nicht auf Inseln der Glückseligkeit. Sie sind genauso wie andere Unternehmen einem geänderten Denken und der Knappheit verschiedenster Ressourcen unterworfen. Ein beträchtlicher Mangel an Fachkräften, vor allem bei den Pflegekräften und Ärzten für die ländliche Regionen, stellt die Träger vor weitere große Herausforderungen.“
„Theo Paul suchte praktische Solidarität und wollte sie effektiver machen, beispielsweise durch die Vernetzung zwischen verschiedenen Häusern. Er ist beseelt von dem Gedanken, dass Gesundheit ein Gemeingut ist, vergleichbar dem Wasser und der Luft, und dass deshalb alle Zugang zu ihr haben müssen. Bei seinem Wirken als Vorsitzender des kkvd ist er der Liebe Jesu zu den Kranken und Hilfsbedürftigen treu geblieben. Und er hat Herz und Verstand reichlich in seine Arbeit eingebracht. Dafür sind ihm alle von Herzen dankbar“, so Pater Langendörfer weiter.
Hintergrund
Der Katholische Krankenhausverband Deutschlands e. V. (kkvd) vertritt als Fachverband bundesweit 283 Krankenhäuser mit 207.000 Mitarbeitenden. Jährlich werden hier 3,5 Millionen Patientinnen und Patienten stationär versorgt. Mit Umsätzen von 17 Milliarden Euro pro Jahr sind die katholischen Krankenhäuser zudem ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
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