Schwarzach (ots) –
Die Uhr tickt für die insolvente Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, die sich nun auf der Suche nach einem Käufer befindet. Mit einer Frist, die in Kürze endet, richten sich die Blicke auf potenzielle Investoren, von denen vier ernsthaftes Interesse bekundet haben. Während nur etwa zwei Drittel der Filialen profitabel arbeiten, steht viel auf dem Spiel, einschließlich der Zukunft der Mitarbeiter und des Unternehmens als Ganzes.
„Das ist mal wieder ein abschreckendes Beispiel und zeigt, was passiert, wenn man sich nicht rechtzeitig von seinen Assets trennt – dann kann ein Unternehmen schnell gar nichts mehr Wert sein. Es gibt Situationen, wo der Verkauf wirklich sinnvoll ist und wo es mit dem Preis nur noch bergab geht“, sagt M&A-Experte Fabian Zamzau. Wann der optimale Zeitpunkt für den Verkauf ist, verrät er Ihnen nachfolgend.
„Too big to fail“ gibt es nicht – Lektionen aus der Galeria-Misere
Der Fall Galeria zeigt sehr deutlich, dass Unternehmen jeder Größe scheitern und in die Insolvenz rutschen können. Gerade in den letzten zehn Jahren hat sich die Art, wie Menschen einkaufen, massiv gewandelt. Anstatt im Laden vor Ort zu kaufen, greifen immer mehr Leute auf den Komfort des Onlinehandels zurück – zu Ungunsten der örtlichen Geschäfte. Dass die Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof nun wieder insolvent ist, ist insofern eine Folge ihrer Unfähigkeit, mit diesem Wandel Schritt zu halten.
Ein weiterer Fehler in der Handhabung der Liquiditätsprobleme des Galeria-Konzerns bestand darin, sich zu stark von einzelnen Investoren wie dem Österreicher René Benko abhängig zu machen. Eine Zusammenarbeit mit großen Investoren oder einzelnen Kunden, die einen Großteil des Umsatzes ausmachen, kann zwar kurzfristig die Löcher im Budget stopfen, sollte jedoch niemals zum Dauerzustand werden. Ist ein Unternehmen zu stark von einzelnen Geldquellen abhängig, führt deren Verlust nämlich dazu, dass es sofort wieder in die roten Zahlen rutscht – ein Risiko, das auch potenzielle Kaufinteressenten nicht ignorieren werden.
Mittelgroßen Betrieben droht Schließungswelle
Ähnliche Probleme drohen aktuell unzähligen Betrieben. Gerade mittelgroße Firmen leiden oftmals unter Überlastung und zu hohen Betriebskosten, wodurch in vielen Wirtschaftszweigen in den nächsten fünf bis zehn Jahren massive Turbulenzen zu erwarten sind. Viele Unternehmen werden diese Zeit nicht überstehen, da sie nicht in der Lage sind, sich mit ihren Leistungen ausreichend von der Masse abzuheben.
Typischerweise werden solche Betriebe entweder von größeren Mitbewerbern geschluckt oder von Investoren aufgekauft, die sie generalüberholen. Die Folge ist, dass schlussendlich vor allem die ganz Großen und solche Betriebe überleben, die besondere Nischen bedienen und sich so durch Alleinstellungsmerkmale behaupten.
Fusion mit IKEA – die Rettung für Galeria?
Eine derartige Entwicklung hat sich auch im Falle des Galeria-Konzerns ergeben. So bekundete vor nicht allzu langer Zeit die Möbelhauskette IKEA Interesse an einer Übernahme bzw. einer strategischen Investition. Dies könnte für Galeria die langersehnte Rettung darstellen: Nicht nur würde ein Teilverkauf an IKEA einen Großteil der finanziellen Probleme lösen – er würde es Galeria auch erlauben, sich wieder stärker auf sein Kerngeschäft, den Handel mit Parfum, zu konzentrieren und unrentable Geschäftsfelder aufzugeben.
Für Galeria Karstadt Kaufhof und IKEA gilt also, dass geteiltes Leid halbes Leid ist – oder, um es treffender auszudrücken: Geteilte Miete ist halbe Miete. Anstatt große, wenig profitable Warenhäuser betreiben zu müssen, könnte Galeria sich mit ihren Parfümerien und Schmuckgeschäften auf kleineren Raum zurückziehen, während IKEA den Rest der Geschäftsfläche für sich beansprucht. Dies würde möglicherweise sogar neue Synergien schaffen, indem es beiden Unternehmen ermöglicht, die Kundschaft des jeweils anderen anzuziehen und so ohne zusätzlichen Aufwand den eigenen Umsatz zu steigern.
Nicht in Panik verkaufen, sondern strategische Partnerschaften schließen
Auch andere Unternehmen können einiges aus dieser Partnerschaft lernen – insbesondere hinsichtlich der Bedeutung strategischer Fusionen und Investoren. Findet ein Unternehmen Investoren oder verkauft es Anteile an eine größere Unternehmensgruppe, kann es sein Leistungsspektrum konsolidieren und so Ballast abwerfen.
Besonders interessant sind dabei Investoren, die selbst Know-how mitbringen und daran interessiert sind, das Unternehmen weiterzuentwickeln. Diese können beispielsweise dazu beitragen, die Digitalisierung der Geschäftsprozesse voranzutreiben und so die Rentabilität und den Unternehmenswert zu steigern. Dadurch wäre ein späterer Verkauf oder eine vollständige Übernahme auch für den ursprünglichen Eigentümer wesentlich profitabler, als schnellstmöglich einen Käufer für ein strauchelndes, potenziell unattraktives Unternehmen zu suchen.
Über Fabian Zamzau und Michael Polit:
Fabian Zamzau und Michael Polit sind die Geschäftsführer der Otter Consult GmbH. Sie unterstützen Unternehmer dabei, einen qualifizierten Nachfolger für ihren Betrieb zu finden, um ihn im Anschluss gewinnbringend an den Interessenten zu verkaufen. Das Team der Otter Consult GmbH begleitet seine Kunden hierbei bei allen wichtigen Prozessen und Entscheidungen und betreut sie vollumfänglich bis zum Verkauf. Weitere Informationen unter: https://otterconsult.de/
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