Mainz (ots) – In seinem vierteljährlichen Risiko-Barometer verbessert der Kreditversicherer Coface seine Einschätzung für insgesamt elf Länder, darunter rohstoffreiche Nationen wie die Vereinigten Staaten, Russland, Australien und Saudi-Arabien. Die Prognose für das globale Bruttoinlandsprodukt wird für das laufende Jahr von 5,1% auf 5,6% korrigiert.
Beim Blick auf die aktuelle Länderrisikokarte wird deutlich: Rohstoffreiche Länder profitieren derzeit deutlich von der globalen Konjunkturbelebung und der damit verbundenen starken Nachfrage nach ihren Produkten. So sind die Preise für viele Rohstoffe auf Mehrjahreshöchststände geklettert. Insgesamt elf Länder erhalten in der Folge eine bessere Länderrisikobenotung. Hierzu zählen die USA, Kanada und Australien, die nun mit A2 bewertet sind – der besten Risikoklasse, die Coface derzeit vergibt. In Osteuropa profitieren Aserbaidschan und Russland und klettern wie Saudi-Arabien von C auf B. In Lateinamerika verbessern sich Ecuador (nun in C) und Mexiko (nun in B), auf dem afrikanischen Kontinent sind es Guinea, die Republik Kongo (beide nun in C) und Botswana, das von B zu A4 aufsteigt.
Europa und Nordamerika: neue Infrastrukturinvestitionen
Coface rechnet für 2021 mit einem weltweiten Wirtschaftswachstum von 5,6%, was vor allem auf eine Konjunkturbelebung der Vereinigten Staaten zurückzuführen ist. Diese verbesserten Aussichten spiegeln sich auch im Welthandel wider: Nach einem Rückgang des Handelsvolumens um 5% im vergangenen Jahr prognostiziert Coface für 2021 einen Anstieg um 11%. Zwei Risiken machen die Fortsetzung dieses positiven Trends jedoch ungewiss: Zum einen würde eine anhaltende Verlangsamung der Impfrate das Erreichen der Herdenimmunität verzögern. Zum anderen lassen neue und schneller übertragbare Virusvarianten befürchten, dass es in den kommenden Monaten zu neuen Ansteckungswellen kommen könnte.
„Unter der Voraussetzung, dass diese beiden Risiken nicht eintreten, sollten die europäische und die nordamerikanische Wirtschaft bis zum Ende des Sommers wieder auf dem Weg zur Normalität sein. Im kommenden Jahr sollte die Umsetzung des von Joe Biden angekündigten Infrastrukturplans vielen Wirtschaftszweigen zugutekommen“, sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg. In Europa wird sich die Freigabe des im Juli 2020 angekündigten europäischen Wirtschaftsfonds unterschiedlich auf die Volkswirtschaften auswirken und zwei Zwecken dienen: In der kurzen Frist sollen die Nachfrage gestützt und der derzeitige Aufschwung beschleunigt werden, langfristig geht es um den Ausbau von Wirtschaftssektoren, die das Potenzialwachstum der Volkswirtschaften erhöhen dürften, zum Beispiel die E-Mobilität.
Schwellenländer: Nachfrage gebremst
Ein anderes Bild zeigt sich in den Schwellenländer: Der langsame Fortschritt der Impfkampagnen macht es unwahrscheinlich, dass die Herdenimmunität dort in den nächsten zwölf Monaten erreicht wird. Eine Fortführung der Stop-and-Go-Strategie wird die Binnennachfrage in den meisten Schwellenländern daher weiterhin einschränken. Die Gesundheitssituation in mehreren lateinamerikanischen Ländern – vor allem in Brasilien und Argentinien – sowie in Indien ist weiterhin angespannt. Auch in mehreren asiatischen Ländern wie Malaysia, Thailand, Korea und Singapur ist ein Anstieg der Infektionszahlen zu beobachten, wobei Indikatoren zur privaten Mobilität auf eine geringere wirtschaftliche Aktivität in diesen Gebieten hinweisen. Auch in Afrika und Russland stieg die Zahl der Infizierten zuletzt rapide an.
Neben dem gesundheitlichen Kontext dürften der Anstieg der Inflation (+8,1% im Jahresvergleich in Brasilien, ein 5-Jahres-Hoch) und die sich daran anschließende kontraktive Geldpolitik das Ausmaß der Erholung der Binnennachfrage begrenzen. Länder, deren Wertschöpfung einen großen Importanteil hat, werden zudem durch einen deutlichen Anstieg der Importpreise bestraft. „Das ist zum Beispiel der Fall für China, wo Rohstoffimporte mehr als 30% der gesamten Einfuhren ausländischer Waren ausmachen. Während sich die Verbraucherinflation im Mai dort mit 1,3% noch in Grenzen hält, spricht der starke Anstieg der Erzeugerpreise um 9% im Vergleich zum Vorjahr für eine Beschleunigung in den kommenden Monaten“, erklärt Christiane von Berg.
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