Emsdetten (ots) –
Frage: Herr Sieg, Sie sind seit einigen Wochen neuer Geschäftsführer bei Remeha in Deutschland. Wie haben Sie die ersten Wochen erlebt?
Christian Sieg: „In so eine Rolle und Verantwortung zu gelangen – und dann auch noch zu Beginn eines ISH-Jahres … das waren schon ganz besondere Wochen für mich. Natürlich bleibt in einem solchen Umfeld nicht viel Zeit. Insofern sind die ersten Wochen intensiv. Große und wichtige Termine reihen sich eng getaktet aneinander. Ich bin froh, bei Remeha auf ein sehr motiviertes Team gestoßen zu sein und bekomme volle Rückendeckung aus dem Team. Natürlich freue ich mich auch darüber, dass Remeha gleich sehr erfolgreich in das Jahr 2023 starten konnte.“
Frage: Wo steht Remeha heute und wo sehen Sie Remeha in 5 Jahren?
Christian Sieg: „Remeha steht heute noch unter seinen Möglichkeiten in Deutschland. Und das, obwohl wir im letzten Jahr bereits starkes Wachstum schaffen konnten. Ich sehe das als Start einer Wachstumsgeschichte. In 5 Jahren wird Remeha auf jeden Fall deutlich größere Marktanteile haben als heute.“
Frage: Herr Sieg, alle reden über die sogenannte 65 %-Regel, die besagt, dass ab 2024, spätestens jedoch ab 2025, nur noch solche Wärmesysteme installiert werden dürfen, die einen regenerativen Anteil von mindestens 65 % aufweisen. Hat Remeha die passenden Produkte?
Christian Sieg: „In der Tat ist es ein sehr spannendes und sich schnell entwickelndes Geschäft – auch aus technologischer Perspektive. Das Gasgeschäft zeigt sich aktuell noch sehr stabil. Remeha ist dort produktseitig breit aufgestellt. Die Wärmepumpe kommt relevant hinzu und auch hier sind wir rekordverdächtig gestartet und erwarten weiter starkes Wachstum. Ganz besonders wichtig ist die hybride Kombination beider Wärmeerzeuger. In diesem Dreiklang, Gas, Wärmepumpe und Hybrid, lässt sich für jeden Gebäudetyp das optimale Wärmeerzeugersystem identifizieren. Im noch jungen Bereich der Hybridsysteme haben wir bereits eine Führungsrolle übernommen und wollen diese auch weiter ausbauen.“
Frage: Die Wärmewende bringt ambitionierte Ziele mit sich. Kann das Handwerk das stemmen?
Christian Sieg: „Wir erleben aktuell einen überhitzten Markt mit einem Nachfrageüberhang, welcher die Betriebe massiv fordert. Die Struktur im deutschen Markt erlaubt tatsächlich noch größere Stückzahlen, die Handwerkskapazitäten können diese derzeit aber nicht zur Verfügung stellen. Wir brauchen schnelle und reibungslose Installationen und dafür natürlich die passenden Produkte und Serviceleistungen. Ziel der Branche muss es sein, dass eine Wärmepumpe fast so schnell installiert werden kann wie ein Gaskessel, dann wird auch der derzeitige Nachfrageüberhang wieder beherrschbar sein.“
Frage: Werfen Sie doch bitte einmal einen Blick in die Glaskugel: Wie wird in Deutschland und in Europa in 20 Jahren geheizt? Welche wichtigen Zwischenschritte sehen Sie auf dem Weg zu 2050 Net-Zero?
Christian Sieg: „Wir sehen schon eine Nord-Süd-Ost-Achse in Europa. Im Norden, zum Beispiel in den skandinavischen Ländern, ist die Wärmepumpe stärker vertreten als im Süden Europas; im Osten noch so gut wie gar nicht, hier ist Gas weiter dominant. Stromgeführte Wärmeerzeuger werden in Europa einen größeren Anteil einnehmen. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Aber die Vielfalt an Wärmeerzeugern wird nicht nachlassen. Auch in Zukunft spielen Gas und Festbrennstoffe eine Rolle. Es wird weiterhin einen Mix geben, der sich in Richtung Strom verschiebt. Neben den technischen Herausforderungen gibt es auch die Frage nach dem ökologischen Fußabdruck der eingesetzten Energien. Heute stammt der Strom in Deutschland aktuell leider erneut zu über 30 % aus Kohlekraftwerken, Gas bekommt verstärkt Beimischungen, zum Beispiel von Biogas, aber auch die Wasserstoffdiskussion ist in vollem Gange. Gerade bei der ökologischen Betrachtung ist es enorm wichtig, das Gesamtbild, also auch die Erzeugung der Sekundärenergie, im Blick zu haben. Die beiden größten Segmente werden unterm Strich Heizungssysteme sein, die über grünen Strom oder grüne Gase betrieben werden. Hier wird die Bewertung der Politik der einzelnen Fußabdrücke entscheiden, welche Systeme dominant werden und ob zentrale Systeme wie Fernwärme oder verbrauchsnahe individuelle Systeme bevorzugt werden.“
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